Warnung voraus, meine politisch-ethischen Ansichten teilt nicht jeder und jenen rate ich nicht, weiter zu lesen, also wenn ihr Glaubt, der Staat ist hier, um den Rahmen für freien Handel zu schaffen, geht einfach weiter.
... aber nach meinem Verständniss muss der Staat seinen Anspruch auf das Gewalt-Monopol mit einer moralischen Überlegenheit rechtfertigen. Das er diese nicht für sich beanspruchen kann, zeigt der Polizeieinsatz in Stuttgart nur ein weiteres Mal. Auch wenn ich Stuttgart 21 eigentlich unterstützenswert fand, da ich die deutsche Unsitte, jedes Großprojekt tot zu reden, anstelle es als nötige Wirtschaftsförderung zu begreifen, die viel besser, als jede Subvention wirkt - mit diesem Polizeieinsatz hat sich die Situation auch für mich vereinfacht, denn nun wurde daraus ein Projekt, welches mittels Gewalt gegen den Willen der Bürger durchgesetzt wird. Wichtig in der Wahrnehmung dessen ist auch, dass hier niemand behaupten kann, dieser Protest gehe von einer engen Gruppe aus, nachdem von Rentnern bis Schülern alle an diesen Demonstrationen beteiligt waren und alle gleichermaßen nun Opfer der Polizeigewalt sind.
Somit bedeutet dieser Einsatz einen weiteren Sündenfall des Staates und den Widerruf jeder Demokratischen Legitimation für dieses Projekt.
In diesem Zusammenhang sollte ich wohl, für alle meine Leser, welche Staatstheorie ernsthaft interessiert darlegen, warum diese moralische Überlegenheit für mich von solcher Bedeutung ist.
Die Alternativen, welche im Normalfall bedeutet, der Staat zwingt die Menschen zum friedlichen zusammenleben um das Glück und den Erfolg aller zu sichern. Dies kommt gerne zusammen mit eingangs erwähnter "Goldenen Hand" zur Sprache, denn im neuzeitlichen Staatsverständnis ist es eng mit der liberalen Theorie verbunden oder aber Kants Philosophie verbunden. Im liberalen Verständnis rechtfertigt die Freiheit des Handels jeden Gewalteinsatz, denn das Wachstum ist Selbstzweck und folgt keiner Moral, da diese eine automatische Folge des Wohlstands sein. Als Anhänger Kants hingegen lässt sich die Existenz des Staates zwar rechtfertigen, aber das Recht zum Gewalteinsatz ist keine Aufgabe des Staates.
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“Es sollte offensichtlich sein, dass diese Regel niemals das Angreifen zu lässt, sondern den Staat, welcher nach ihr handeln sollte, Gewalt nur Reaktion zugesteht, solange er so Handelt, wie er es von seinen Bürgern auch als Gesetz verlangen könnte.
Noch eine Anmerkung, ich hoffe einige verstehen meine, zugegebenermaßen idealistische Sicht, aber wenn nicht, versucht ja nicht mich von etwas anderem zu überzeugen.>